Kirche, Klimakatastrophe und Aktivismus – Positionspapier der ESG Leipzig

Die Leipziger ESG solidarisiert sich mit den Aktivisti der “letzten Generation” und will die Position der EKD und des Landesbischofs Bilz unterstützen. Das folgende Positionspapier wurde am 27.11.2022 vom Gemeinderat der ESG Leipzig verabschiedet. Wir laden alle ESGn und Kirchengemeinden herzlich ein, sich diesen Text zu eigen zu machen und ihn mit zu unterzeichnen:


Als Studierendengemeinde begrüßen wir ausdrücklich die Einladung einer Sprecherin der „Letzten Generation“ zur Synode der EKD. Unter dem Dach der ESG versammeln sich viele verschiedene fachliche Perspektiven, was einen intensiven Austausch erlaubt und zu angeregten Diskussion führt. Wir sehen dringenden Handlungsbedarf gegen die Klimakatastrophe und freuen uns, dass sich die EKD-Synode erneut mit dem Thema auseinandersetzte und dazu Aimée van Baalen als Sprecherin der „Letzten Generation“ eingeladen hatte. Insbesondere ihrer Rede stimmen wir vollumfänglich zu. (Rede auf der Synode: https://www.youtube.com/watch?v=zR-bF2JA1N0)
Die Dringlichkeit zum Handeln, die van Baalen anmahnt, findet sich auch in den Stimmen aus Wissenschaft und globalen Institutionen: UN-Generalsekretär Guterres sprach auf der COP-27 von der Aussicht auf eine „Klimahölle“, wenn die Welt den aktuellen Weg weiter fortsetzt. Dieses drastische Bild ist basierend auf den aktuellen Ergebnissen des IPCC-Berichts keine Übertreibung. Dabei gilt es zu bedenken, dass der IPCC-Bericht aufgrund des Konsensprinzips die Situation meist eher konservativ einschätzt.
Die jüngste Veröffentlichung des Expertenrats für Klimafragen zum Fortschritt der Bundesrepublik bei der Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens stellt unserer Regierung ein sehr schlechtes Zeugnis aus (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/klimaziele-deutschland-expertenrat-101.html,
https://expertenrat-klima.de/content/uploads/2022/11/ERK2022_Zweijahresgutachten.pdf).
Die Ziele für 2030 sind kaum mehr zu erreichen. Umso wichtiger ist es, ein entschlosseneres Handeln für Klimagerechtigkeit einzufordern, damit wir die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen schützen, wie es unser Grundgesetz fordert (Art. 20 a) und auch vom Verfassungsgericht im Urteil vom 24. März 2021 verlangt wurde.


Es ist gut und dringend notwendig, dass es eine ganze Bandbreite an Aktionsformen gibt, um dieses Handeln einzufordern. Jede Art von Beteiligung und Aktivismus muss dabei aber auch kritisch diskutiert werden. Bedenklich finden wir, dass diese Diskussion bezogen auf die Gruppe „Letzte Generation“ in der Medienöffentlichkeit im Moment sehr einseitig geführt wird und mehr auf Generierung von Empörung gesetzt wird, als auf eine inhaltliche, faktenbasierte Auseinandersetzung. Hier möchten wir als Gegenpol zu den oft gehörten Extremismus-Vorwürfen der Politik kurz auf den Brief der Aktivisti an die Bundesregierung verweisen, der sehr deutlich die rechtlichen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen der aktuellen Lage umreißt und auch deutlich macht, dass die Rechtsverstöße und Störungen sehr bewusst und reflektiert geschahen: https://letztegeneration.de/brief-an-die-bundesregierung/ .


Wir sehen in der Kirche einen Raum, einer respektvollen inhaltlichen Auseinandersetzung Platz und Gehör zu geben, aber auch, eine christliche Perspektive in die Diskussion um Inhalte und Formen mit einzubringen. Christliche Verantwortung ist insbesondere ein Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Die Vollversammlung der Bundes-ESG hat dies im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 so zusammengefasst:

„Eine Politik, die weiterhin ein profitorientiertes Wirtschaftswachstum an erste Stelle setzt, und damit die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren unwiederbringlich zerstört, ist nicht christlich.

Eine Politik, die den globalen Süden mit der Hauptlast der Klimakatastrophe alleine lässt, ist nicht christlich.

Eine Politik, die unseren nachfolgenden Generationen einen zerstörten Planeten hinterlässt, ist nicht christlich.“

Zitiert aus dem Beschluss der 7. Vollversammlung der Bundes-ESG vom 17.09.2021


Auch wir stehen für friedlichen Protest ein. Erinnert man sich an die Friedliche Revolution, die 1989 aus den Kirchen heraus wuchs, war gerade der Ruf „Keine Gewalt“, immer wieder aus der Kirche in die Menge getragen worden.

Frieden und Gewaltfreiheit ist aber nicht gleichzusetzen mit „Störungsfrei“ oder „Reibungslos“. Frieden im christlichen Sinne – analog dem jüdischen „Shalom“ – geht weit darüber hinaus. Frieden ist nicht gleichzusetzen mit Ruhe jetzt und vor unseren Augen. Unser Friedensbegriff schließt kollektives Wohlergehen ein und impliziert, dass die Bedürfnisse keines Lebewesens unerfüllt bleiben dürfen. Auch Klage und Leid dürfen und müssen in diesem Frieden bzw. auf dem Weg dahin zu Wort kommen. Eine Ruhe, die bequem die Augen verschließt vor dem Leid, das im globalen Süden erlebt wird, vor dem Schmerz, den uns die Natur klagt, ist kein Frieden. Im Gegenteil. Sie ist Gewalt. Gewalt an denen, die unter unserem westlichen Konsum leiden, Gewalt an denen, deren Ruf um Hilfe und Minimierung dieses Leids von uns im globalen Norden ignoriert wird. Gewalt an der Natur und an zukünftigen Generationen. Dorothee Sölle umriss dies schon 1983 in ihrer Rede beim ÖRK in Vancouver:

„Es gibt eine Art, Theologie zu betreiben, ohne dass die Armen und wirtschaftlich Ausgebeuteten jemals sichtbar werden oder zu Wort kommen – das ist Apartheidstheologie. Ich spreche hier von meiner sozialen Klasse, aber ich möchte alle aus anderen wirtschaftlichen Situationen einschließen, die denselben Idealen folgen, auch wenn sie sie noch nicht erreicht haben. Liebe Schwestern und Brüder aus der Dritten und aus der Zweiten Welt, ich bitte Euch: Folgt uns nicht. Beansprucht, was wir Euch gestohlen haben, aber folgt uns nicht. Ihr werdet sonst traurig mit dem reichen Jüngling von Christus Abschied nehmen müssen. Lasst Euch nicht auf unsere in der westlichen Welt entwickelte Vorstellung von “Fülle des Lebens” ein. Sie ist eine Lüge. Sie trennt uns von Gott, sie macht uns reich und tot.“

Dorothe Sölle, Vancouver 1983


Kirche muss in unserem Verständnis unbequem sein. Den Finger in die Wunde legen, wo Gewalt und Unfrieden herrschen.


Das Recht und die Notwendigkeit zum Widerstand ist niemals unumstritten und erfordert kritische Reflexion. So sah sich der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer in seiner Zeit und Situation vor die Frage gestellt, ob Kirche nur eine Fürsorgepflicht für die Opfer hat oder ob sie selbst in bestimmten Situationen dem „Rad in die Speichen fallen“ muss. Bonhoeffer redet nicht nur davon dem Rad in die Speichen zu „greifen“, sondern vom „Fallen“: davon, die eigene Sicherheit und Unversehrtheit aufs Spiel zu setzen, um einen Kurswechsel zu provozieren. Das Bild macht deutlich, dass dies selbst bei unsicheren Aussichten auf Erfolg geboten sein kann. Wir verstehen den gewaltfreien Aktivismus der „Letzten Generation“ als notwendigen Versuch dem Rad in die Speichen zu fallen.


Der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas skizziert die Notwendigkeit zivilen Ungehorsams in einem Rechtsstaat:

„Wenn die Repräsentativverfassung vor Herausforderungen versagt, die die Interessen aller berühren, muss das Volk in Gestalt seiner Bürger, auch einzelner Bürger, in die originären Rechte des Souveräns eintreten dürfen. Der demokratische Rechtsstaat ist in letzter Instanz auf diesen Hüter der Legitimität angewiesen.“

Jürgen Habermas

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass unsere aktuelle Lebensweise im globalen Norden eine immense Gewalt und Auslöser von Unfrieden darstellt. Gewaltfreier ziviler Ungehorsam ist in Anbetracht dessen, dass unser Staat seiner verfassungsgemäßen und völkerrechtlich bindenden Aufgabe nicht gerecht wird, und in Anbetracht der Größe des entstehenden Leides ein legitimes Mittel. Auch mehrere Gerichtsurteile zu Waldbesetzungen und Straßenblockaden haben zuletzt die Legitimität zivilen Ungehorsams im Verhältnis zur Dringlichkeit der Lage und Untätigkeit unseres Staates hervorgehoben (https://taz.de/Urteil-zu-Baumbesetzung/!5890379/,
https://letztegeneration.de/blog/2022/11/freispruch-in-freiburg-und-sicherungshaft-in-bayern-wie-passt-das-zusammen/ ).


Unsere Mittel, über kirchliche Hilfswerke grenzüberspannende Netzwerke aufzubauen, Geschwistern aus dem globalen Süden Gehör in Politik und Gesellschaft zu verschaffen durch Partnerschaften und Veranstaltungen, haben wenig Früchte getragen. Zu groß ist die Übermacht derer, die sich am Leid und Unfrieden kurzfristig bereichern. Die Versuche, innerhalb unseres Rechtsrahmens durch die EKD, den Kirchentag, Brot für die Welt und andre Personen mit öffentlicher Reichweite wie Bischöfinnen und Bischöfe diese Gewalt anzuprangern und zu beenden, verhallten. Und daher unterstützen wir die, die dieses Unrecht gewaltfrei anmahnen. Aktivisti der „Letzten Generation“, der „Scientist Rebellion“ und viele andere Gruppen tun das, was im tiefsten Kern christliche Verantwortung ist: Sich auflehnen gegen Unfrieden und Ungerechtigkeit.


Autoren und Erstunterzeichner:

ESG Leipzig und Churches for future Leipzig

Weitere Unterstützende:

Bethanienkirche Leipzig

Kirchengemeinde im Leipziger Süden

Christians for future Brandenburg

ESG Dresden

Der Geschäftsführende Ausschuss der ESG Dresden freut sich über die Initiative der ESG Leipzig zum Positionspapier. Wir schließen uns den Zielen des Papiers zum aktiven Klimaschutz sowie den Zielen – jedoch nicht allen Formen des Aktivismus – der Letzten Generation an. 


Wenn eure Gemeinde diesen Text unterstützen möchte, teilt ihn auf euren Kanälen, kopiert oder verlinkt ihn auf eurer Webseite. Wenn ihr uns eine Mail mit dem Link schickt, wo er auf eurer Seite zu finden ist, nehmen wir euch in die Liste der Unterstützenden / Mitzeichnenden auf.

Stadtradeln und Radnacht: Kilometersammeln mit ESG und CFF

Seid ihr dabei? ab dem 9.9. gibt es wieder die Chance, beim Stadtradeln Kilometer für das Team der ESG zu sammeln. Unter dem Teamnamen “ESG – CFF Leipzig” sind wir zu finden. Meldet euch einfach beim Stadtradeln an, gebt die Kommune Leipzig an und schließt euch unserem Team an.

Die erste super tolle Chance zum kilometer sammeln gibt es bereits am 9.9.: um 19 Uhr startet die Radnacht als große Fahrraddemo am Teich im Clara Zetkin-Park (mehr INfos hier )Das Lastenrad der ESG wird voraussichtlich am Schluss des Demozuges zu finden sein. Ihr könnt auch schon ab 18:30 an der Sachsenbrücke nach uns Ausschau halten.

Veranstaltungsankündigung: Coming out unter dem Dach der Kirche: Eine Veranstaltung im zeitgeschichtlichen Forum 6.7.2022 um 19:00

Lea Salchert, ein langjähriges Mitglied unserer Gemeinde präsentiert den Zwischenstand ihrer Staatsexamensarbeit zum Umgang der evangelischen Kirche in der DDR mit Homosexuellen. Insbesondre der Arbeitskreis Homosexualität, der sich in unserer ESG 1982 formierte ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Link zum Veranstalter

Ankündigungstext der Veranstaltung:

Coming-out unter dem Dach der Kirche? Der Arbeitskreis Homosexualität der Evangelischen Studentengemeinde Leipzig in der DDR – Vortrag und Gespräch im Zeitgeschichtlichen Forum mit Lea Salchert in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig
Als sich eine kleine Selbsthilfegruppe homosexueller Menschen Anfang 1982 an die Evangelische Studentengemeinde Leipzig wandte und darum bat, einen Arbeitskreis Homosexualität gründen zu dürfen, wussten die Betreffenden noch nicht, dass sie damit einen der Grundsteine für die Homosexuellen-Bewegung der DDR legten. Ganze 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten am 25. April 1982 die Eröffnungsveranstaltung des Arbeitskreises, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die „Homosexuellen-Problematik praktisch und durch die Betroffenen selbst“ aufzuarbeiten.
Diese Gründung und die folgenden Unternehmungen des Arbeitskreises blieben nicht unbemerkt. Spätestens seit 1984 überwachte das Ministerium für Staatssicherheit im Operativen Vorgang „Bruder“ mit Hilfe von Inoffiziellen Mitarbeitern den Leipziger Arbeitskreis. Und auch mit der Kirchenleitung gerieten die Homosexuellen in Konflikt: Eine theologische Auseinandersetzung um das christliche Verständnis von Homosexualität entbrannte innerhalb der Landeskirche, während auch die Kirchenleitung sich uneinig war, ob man die Arbeit homosexueller Menschen in der Landeskirche zulassen sollte.
Auf welchen Umgang mit Homosexualität in der DDR lassen die Tätigkeit des Arbeitskreises und auch die Reaktionen von Kirche, Staat und Partei schließen? Inwiefern kann wirklich von einem „Dach der Kirche“ gesprochen werden, unter das homosexuelle Menschen sich stellten? Diesen Fragen geht die Studentin Lea Salchert in ihrer Staatsexamensarbeit nach.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte“. Einmal im Quartal geben Studierende und Absolventinnen bzw. Absolventen des Historischen Seminars der Universität Leipzig im Forum live Einblicke in ihre Forschungsprojekte. Besucherinnen und Besuchern eröffnet die Reihe neue Perspektiven auf die universitäre Forschung und lädt zum Mitdiskutieren ein.
Lea Salchert absolvierte nach dem Abitur in Dresden einen Bundesfreiwilligendienst im Krankenhaus Dresden-Neustadt. Seit 2017 studiert sie Lehramt für Deutsch und Geschichte an der Universität Leipzig. Sie ist studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Geschichtsdidaktik sowie Archivbeauftragte der Evangelischen Studierendengemeinde Leipzig.

75(+1) Jahre ESG Leipzig – wir feiern Geburtstag (nach)

Schon letztes Jahr wollten wir euch und Sie zum Jubiläum einladen. Und so sind es nun 75 + 1 Jahre, die wir feiern können.

Am Samstag, den 11.6.2022 beginnen wir um 10:30 auf dem jetzigen Klangberg (ehemals Schuttberg der Paulinerkirche) mit einer Andacht.

(Anfahrt: Vom Hauptbahnhof mit Tram 15 bis Südfriedhof, Prager Str. Richtung Süden, links in Gerhard-Langner-Weg einbiegen, dann gleich wieder rechts, dann links am Spielplatz vorbei und rechter Hand auf den Klangberg steigen.)

Danach laden wir ins Georg-Siegfried-Schmutzler-Haus, in die Alfred-Kästner-Straße 11 in die ESG ein.

13:30 Uhr gibt es eine offizielle Begrüßung aller Gäste und die Möglichkeit für Grußworte.

14:00 Uhr begeben wir uns in ein Podium mit ehemaligen Studierendenpfarrern und Vertrauensstudierenden. Wie haben sie “ihre” Zeit in der ESG erlebt? Wie prägte diese Zeit?

Nach diesem Podium zum Thema “ESG und die Wende” wollen wir am Nachmittag mit Gesprächen, Kaffee und Kuchen und Musik durch Vergangenheit und Gegenwart der ESG gehen. Wir hoffen, in lockerer Atmosphäre mit vielen Generationen ehemaliger und aktueller ESGler ins Gespräch zu kommen.

15:30 Uhr wollen wir etwas gezielter ins Gespräch kommen zu verschieden Themen mit Hilfe eines World Cafe.

18:00 Uhr wollen wir den Tag gemeinsam mit einer Chor-Jazz-Messe beschließen.

Danach bietet sich die Gelegenheit in lockerer Runde noch an der Feuerschale zusammenzusitzen.

Um eine Anmeldung an foerderverein[at]esg-leipzig.de wird gebeten.

Appell der Bundes-ESG anlässlich des Klimastreiks am 24.9.2021

Beschluss der 7. Vollversammlung der Bundes-ESG vom 17.09.2021:

Appell zur Klimawahl 2021

Angesichts der Klimakatastrophe sind wir alle gefordert, aktiv zu werden und sowohl auf persönlicher als auch politischer Ebene für Klimagerechtigkeit einzustehen.

Wir unterstützen die bundesweiten Klimaproteste am 24. September 2021.
Wir als Bundes-ESG stehen dabei an der Seite von Fridays for Future.

Die anstehende Bundestagswahl ist richtungsweisend: Sie stellt die letzte Möglichkeit dar, eine effektive Klimapolitik umzusetzen. An dieser Stelle rufen wir alle Christinnen, die dem kommenden Bundestag angehören werden, auf, im Sinne der Klimagerechtigkeit zu handeln. Besonders richtet sich dieser Appell an alle, die in potenziellen Koalitionsverhandlungen um die politische Agenda der nächsten Legislaturperiode streiten werden, sowie an alle, die Ämter mit weitreichender Entscheidungsbefugnis in der zukünftigen Bundesregierung (Kanzlerin, Minister*innen, etc) bekleiden werden.

Eine Politik, die weiterhin ein profitorientiertes Wirtschaftswachstum an erste Stelle setzt, und damit die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren unwiederbringlich zerstört, ist nicht christlich.
Eine Politik, die den globalen Süden mit der Hauptlast der Klimakatastrophe alleine lässt, ist nicht christlich.
Eine Politik, die unseren nachfolgenden Generationen einen zerstörten Planeten hinterlässt, ist nicht christlich.

Unserer Auffassung nach trägt eine christliche Politik Verantwortung für die Folgen unseres (Nicht-)Handelns und unserer Lebensweise. Sie nimmt das Leid ernst, das unsere Lebensweise hervorruft. Sie zeigt sich solidarisch mit den Betroffenen der Klimakatastrophe und gibt ihnen konkrete Perspektiven.
Eine christliche Politik bemüht sich darum, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Sie trägt auch Verantwortung für nachfolgende Generationen. Sie schützt die natürlichen Lebensgrundlagen.

Christliche Politik ist Handeln im Sinne von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Steine? – Andacht zum Gemeindeabend über sächsische Geologie

Geologie – Steine – und Christentum? Passt das Zusammen? Tatsächlich passt das erstaunlich gut. Der Begriff „Stein“ kommt unglaubliche 117-Mal in der Bibel vor. Als ich mir Gedanken zu dem Thema „Steine“ im christlichen Zusammenhang machte, fielen mir zu erst eine handvoll Lieder ein.

„Ins Wasser fällt ein Stein ganz heimlich, still und leise.“ (https://www.youtube.com/watch?v=ksjFnzFpRQY) – In diesem Lied symbolisiert der Stein die Liebe Gottes, die er einem Menschen schenkt und der diese an seine Nächsten weiter gibt. Dabei ist es egal wie groß dieser „Stein“ ist, wie groß die Liebe in einem ist, sie schlägt auf jeden Fall Wellen.

Ein Zweites Lied, dass mir in den Sinn kam war: „Herzen die kalt sind wie Hartgeld, Herzen die hart sind wie Stein. […] Selbst ein Stein wird warm, wenn die Sonne ihn bescheint.“ (https://www.youtube.com/watch?v=1EIHdWSXhbU) – Hier beschreibt der Stein ein Objekt, also das Herz des Menschen, dass Gottes Liebe empfängt, so wie man von der Sonne beschienen wird. Nur durch diese Liebe kann das Herz, weich und herzlich werden. Beide Lieder bauen aufeinander auf, denn nur wenn ich Gottesliebe annehmen kann, kann ich sie auch wieder weiter geben.

Ein drittes Lied, nun mit schon etwas mehr Bezug zur Bibel, ist das Lied: „ Mein glaube fest sich bauen kann“, wo es im Refrain heißt: „Wer diesem Felsen fest vertraut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ (https://www.youtube.com/watch?v=XYFDBtJVXdo) – Nun symbolisiert der „Stein“ – der Fels Christus und vermittelt so den Eindruck von Sicherheit und Stabilität, die ich bei Jesus finde. In den folgenden Strophen werden auch verschiedenen Beispiele dafür gegeben, wie z.B. das der Fels, selbst bei Hochwasser nicht untergeht oder das er jeden Anker festhält, selbst im Sturm.

Mit ähnlichem Wortlaut kennt man diese Textzeile vielleicht auch aus dem bekannteren Gesangbuchlied: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (https://www.youtube.com/watch?v=DTpVFx2hsmo), wo es am Ende der 1. Strophe heißt: „Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut der hat auf keinen Sand gebaut.“ Beide Textzeilen beziehen sich auf das Gleichnis von Jesus in der Bergpredigt. Dort vergleicht er kluge Menschen, die auf Gottes Wort hören und danach handeln, als Menschen die sturmsicher auf felsigen, festen Grund ihr Haus gebaut haben. Unkluge, unverständige Menschen, die nicht ihren Weg mit Gott gehen, würden hingegen auf Sand bauen und beim nächsten Sturm würde das ganze Haus zusammenstürzen.

Das Jesus als Fels in der Bibel bezeichnet wird kommt ab und an vor. Meist kennt man jedoch Jesus eher als den Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist. Jesus also als jemand, der verachtet, getötet, weggeworfen wird. Der aber gerade deswegen von Gott zu großem auserwählt wird. Das führt natürlich zu Aufruhr, Anstoß bei den anderen, die nicht verstehen können warum gerade dem „Ausschuss“ so viel Wert zu geschrieben wird. Somit wir Jesus auch zum „Stein des Anstoßes“.

Auch der Jünger Simon bekommt eine steinige Bedeutung, als er zu Petrus, was vom griechischen Wort für Fels abgeleitet ist, umbenannt wird. Petrus als der Fels auf dem Jesus seine Kirche/ Gemeinde bauen will.

In der Bibel kommen ständig Steine vor, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.

David z.B. warf Goliath mit seiner Steinschleuder einen Stein an den Kopf, was den Sieg der Israeliten über die Philister brachte.

Mose schlug mit seinem Stab auf einen Stein und Wasser kam daraus hervor. So konnten alle Israeliten in der Wüste ihren Durst stillen.

Steine wurden auch oft zum bauen von Altären benutzt, wie es z.B. Abraham, Jakob oder Elia taten. Steine wurden aufgestellt oder Altäre erbaut, meist um an ein Ereignis zu erinnern, bei dem Gottes Herrlichkeit sichtbar geworden war. Z.B. als Josua mit der Bundeslade trocknen Fußes durch den Jordan ging. Oder als Jakob von der Himmelsleiter träumte mit der Gott ihm ein Versprechen gab. Danach stellte er den Stein den er als Kopfkissen benutzt hatte auf.

Andererseits wurden aus Steinen auch Götzenfiguren gemeißelt, die die Menschen vom Glauben an Gott wegführte.

Zudem ist die Steinigung das Hinrichtungsmittel der Juden schlechthin. In vielen Geschichten in der Bibel wurden Menschen gesteinigt. Selbst bei Jesus haben es die Leute mal versucht. Einmal verhindert Jesus jedoch auch eine Steinigung, mit den bekannten Worten: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“. Woraufhin alle gingen und keiner mehr Steine sammelte, da die Leute einsehen mussten das sie keinen Verurteilen können, wenn sie sich zu erst verurteilen müssten.

Zum Steine sammeln und werfen ließt man auch etwas in Prediger 3, jedoch dort in einem anderen Kontext. Dort ist vermutlich das sammeln der Steine vom Feld gemeint. Diese Handlung hat seine bestimmte Zeit, so wie alles seine Zeit hat. Wie es Gerhart Schöne in seinem Lied „Ganz einfach“ (https://www.youtube.com/watch?v=Lf9yMzC-fPs) beschreibt: „Wenn ich schlafe, schlafe ich. Wenn ich aufsteh, steh ich auf….“ und nicht so wie es sein Sohn seiner Meinung nach tut: „Wenn du schläft, stehst du schon auf. Wenn du aufstehst, gehst du schon….“.

Als hat seine Zeit. Das kann finde ich heutzutage ziemlich schwer sein, wo Multitasking immer mehr zählt. So zu leben wie Gerhart Schöne es beschreibt kann dann ein ganz schön steiniger Weg sein.

Aber Gott verspricht ja im Psalmen, dass wir uns nicht an einem Stein stoßen werden. So steinig wird es dann also doch nicht sein.

Andacht zum Gemeindeabend: Routinen

Die Andacht zum heutigen Gemeindeabend kommt von Anna Lena Jonas:

Ihr kennt sie sicher alle – diese Tage, an denen man total durchhängt und schon morgens weiß: Heute mache ich nichts. Doch wie Mark-Uwe Kling in dem Kapitel so schön darstellt – es gibt eben Unterschiede, ob ich mir vornehme, nichts zu tun und das durchziehe, ob ich nichts tun will und dann doch etwas mache oder ob ich etwas machen will/muss/sollte und am Ende doch nichts mache. Ich glaube für mich ist die letzte Variante die schlimmste. Du weißt, es ist noch das und das zu tun, aber du sitzt da und machst nichts. Oder du guckst Serien oder YouTube-Videos, oder liest ein ganzes Buch an einem Tag. Und immer sitzt dir der Gedanke im Nacken, dass du etwas tun solltest. Zum Beispiel endlich anfangen, dir die online-Vorlesung von letzter Woche anzuhören, schließlich wurde gestern schon die nächste hochgeladen.

Gerade jetzt, am Anfang des Semesters, nach wochenlangem tun, worauf ich Lust habe, fällt es mit unglaublich schwer, in einen geregelten Alltag hineinzukommen. Mich hinzusetzen und konzentriert Seminaraufgaben durchzuarbeiten oder mir eine Vorlesung online anzuhören. Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo morgens mein Wecker geklingelt hat und ich allerspätestens 5 Minuten später aufgestanden bin. Inzwischen habe ich den Komfort der Snooze-Funktion erkannt und liege gern noch etwas länger im Bett. Das in den Tag hineinleben und mal sehen, was kommt und worauf ich Lust habe, ist noch total drin. Aber ich merke, dass es mich ein wenig nervt. Klar ist es toll, sein Ding zu machen und nicht in so starren Strukturen drinzustecken, aber andererseits habe ich mich dieses Semester in 6 Veranstaltungen eingeschrieben, weil ich irgendwie weiterkommen will, weil das Nichtstun und einfach vor mich hinleben auf Dauer auch nichts für mich ist. Wie ist es also möglich, beides zu verbinden? Vor allem, wo alle Veranstaltungen online von zuhause aus stattfinden und nur 2 jede Woche/14-tägig termingebundene Zoom-Treffen sind. Was hilft dabei, keinem zu strengen Alltagstrott zu verfallen, aber trotzdem etwas zu schaffen?

Meine (hoffentlich-) Lösung sind Routinen. Zum Beispiel morgens spätestens um 9 aufzustehen oder meine Tasse Kakao oder Kaffee jeden Morgen. Und abends ein 15-Minuten full-body-streching-Video auf YouTube. Okay, es klappt noch nicht alles jeden oder manchmal noch nicht mal jeden zweiten Tag, aber ich fange schließlich erst an. Für den oder die sowas nichts ist, lässt sich jedoch sicher etwas anderes passendes finden.

Auch in der Bibel finden wir Routinen. Nach dem letzten Abendmahl geht Jesus beispielsweise auf den Ölberg um gewohnheitsgemäß zu beten. Lk. 22: 39 “Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. 40 Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!”

Oder gestern im Bibelkreis haben wir angefangen die Apostelgeschichte zu lesen. Im Kapitel 2, Vers 42 heißt es über die erste Gemeinde: “Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.”

Beten, lernen, Gemeinschaft – all das sind Dinge, die beispielsweise auch die Brüder in Taizé leben und die wir erleben können, wenn wir dort sind, aber auch im Gottesdienst oder für uns ganz persönlich zuhause. Denn selbst, wenn wir alleine zuhause sitzen und niemand anderes da ist, sind wir zumindest in Gemeinschaft mit Gott.

Und so wünsche ich einem und einer jeden von uns, dass wir eine Form von erfülltem Alltag finden, die uns guttut, ohne zum langweiligen Trott zu werden.

Es geht wieder los: Erster Gemeindeabend im Wintersemester zum Thema Friedliche Revolution 1989

Erster Gemeindeabend: Do. 5.11.2020, 19:30 Uhr mit Christoph Wonneberger

Es ist so weit: Der ESG-Alltag beginnt wieder. Nachdem wir alle mir einigem Chaos und vielen Ungewissheiten ins neue Semester gestartet sind, kehrt wieder etwas Stetigkeit ein mit unserem wöchentlichen Gemeindeabend. Also: Nehmt euch ein Getränk und setzt euch zu uns: Die wöchentlichen ReferentInnenabende dieses Semester werden bis auf weiteres online stattfinden, sodass ihr gemütlich vom heimischen Sofa Live und in Farbe unserm Sendestudio im Georg-Siegfried-Schmutzler-Haus lauschen könnt. Immer Donnerstags um 19:30 Uhr beginnen wir. Diese Woche zu Gast ist Christoph Wonneberger. Er ist/war der Pfarrer, der von 1986 bis Ende Oktober 1989 die montäglichen „Friedensgebete“ in der Leipziger Nikolaikirche koordinierte. Aus diesen entwickelten sich die Montagsdemonstrationen und die Friedliche Revolution im Herbst 1989. Über diese Zeit möchten wir mit ihm sprechen. Ihr seid herzlich eingeladen, einzuschalten und auch per Chat und Mikrophon eure Fragen und Gedanken mit in den Abend einfließen zu lassen: