Andacht zum Gemeindeabend am 21.01.2021

Viel Spaß beim Lesen der Andacht unserer V Lea!

Dieses Gitarrenriff, diese Melodie und Mick Jaggers Nuschelstimme dazu kennt wohl jeder von uns. Das 1965 erschienene Lied der Rolling Stones wurde für die Band der erste Nummer-1 Charterfolg in den USA und ist heute wohl einer der ikonischsten Songs der Welt.

Kürzlich habe ich dieses Lied morgens beim Abwaschen gehört – einer jener Momente, in denen man verstärkt auf den Liedtext achtet – und war überrascht davon, welche Botschaft eigentlich in diesem Lied steckt. Da singt Mick Jagger zum Beispiel:

I can’t get no satisfaction
‘Cause I try and I try and I try and I try […]

A man comes on the radio
He’s tellin’ me more and more
About some useless information

oder

When I’m watchin’ my TV
And a man comes on and tells me
How white my shirts can be

I Can’t get no satisfaction – Ich finde keine Befriedigung. Keine Zufriedenheit, keine Genugtuung, kein Behagen. Keine Erfüllung. Keine Glückseligkeit. Das sagt der Protagonist des Liedes. Sinnlose Informationen kommen ihm aus dem Radio entgegen und im Fernsehen erzählt ihm ein Mann, wie weiß seine T-Shirts sein können.

Es ist fast schon spannend und irgendwie traurig, wie gut dieser Text auch auf die heutige Zeit noch passt. Auch wir werden oft zugeschüttet mit nutzlosen Informationen, mit Werbung, Kaufaufrufen, Angeboten, Nonsens. Und Corona macht das nicht gerade besser: Werbung begegnet uns auch im Internet überall, Algorithmen analysieren unsere Interessen und der nächste Kauf ist nur einen Klick entfernt. Nur allzu leicht kann man sich verlieren im Kaufrausch, in der Jagd nach dem nächsten Schnäppchen, in dem Gefühl, dass diese Models doch eigentlich immer viel besser aussehen als man selbst – egal, was man trägt oder wie viel man abnimmt. Gefangen im Selbstoptimierungswahn.

Seien wir mal ehrlich: manchmal macht es glücklich, das Shoppen, das Konsumieren, sogar das Selbstoptimieren, ohne Frage. Kürzlich habe ich sogar in einem Artikel über den Black Friday gelesen, dass wir evolutionär darauf programmiert seien, uns alles zu sichern, was wir kriegen können. Und im Angesicht wirtschaftlicher Unsicherheiten sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier im November, Einkaufen könne auch patriotisch sein. Aber: bringt das (langfristige) Befriedigung?

Ich muss oft an den Gemeindeabend Anfang des letzten Wintersemesters denken, als zwei Nonnen aus dem Kloster St. Marienthal bei uns in der ESG zu Besuch waren. Damals erzählte die eine Ordensschwester, dass sie vor ihrem Eintritt ins Kloster viel Geld verdient und die halbe Welt gesehen, sogar Silvester auf dem Times-Square verbracht habe. Aber sie habe immer eine Leere in sich gefühlt.

Vor zwei Wochen fragte Herr Zimmermann, Friedensbeauftragter der Evangelisches Landeskirche Sachsen, auf dem Gemeindeabend, wo wir uns sicher fühlen würden. Interessanterweise dachten dabei einige von uns an ein Kloster oder eine Kirche. Nicht umsonst steckt ja auch das Wörtchen „Frieden“ in „Befriedigung“.

Das sind für mich nur zwei Beispiele aus Erfahrungen anderer und eigenen Erfahrungen, die mir bestätigen: wirkliche Befriedigung oder Erfüllung, die kann es nur bei Gott geben. Bei Gott sind wir angenommen, egal, wer wir sind. Gott sorgt für uns – was machen wir uns Gedanken um Kleidung, Haare oder Schmuck?

Jesus Christus sagt: Wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit. (Johannes 4,14)

Was für ein Zuspruch! Jeder Durst gelöscht, egal ob körperlich, geistig, moralisch, sozial, seelisch – und zwar (bis) in Ewigkeit.  

Dieser Zuspruch Gottes, den können wir schon jetzt in unserem Leben erfahren. Deshalb lasst uns ab und zu mal innehalten, wenn wir uns wieder erschlagen und eingekesselt von Nonsens oder einfach ungenügend fühlen – und lasst uns uns vergegenwärtigen, dass Gott bereits eine Lösung für uns hat. Und zwar seine Liebe, in der alle bei ihm angenommen sind. Und dann bleibt das Lied der Stones „nur“ Gesellschaftskritik und wird nicht zum düsteren Sinnbild unserer Existenz. We can get Satisfaction!

Andacht zum Gemeindeabend am 14.01.2021

Hier findet ihr eine Andacht von unserem Gemeindemitglied Henriette zum Thema “Wasser”.

Ich stehe morgens auf und koche mir einen Tee. Dann gehe ich ins Bad, putze Zähne und dusche ausgiebig. Nach dem Frühstück wasche ich ab und, naja, aufs Klo muss man ja auch hin und wieder. Es ist verblüffend, wie viel Wasser ich alleine in der Stunde zwischen dem Weckerklingeln und dem Gang zur Uni schon verbrauche. In einem reichen Land, wie dem unseren ist es selbstverständlich, dass tagtäglich sauberes und nach Bedarf auch warmes Wasser aus der Wand kommt. Da habe ich mich doch sogar dabei ertappt, dass ich etwas enttäuscht und unzufrieden war, als ich vor ein paar Monaten aufgrund einer Störung nur noch lauwarmes Wasser aus der Dusche prasselte.

Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie verwöhnt wir doch sind. Dieses Luxusgut Wasser ist für uns längst schon eine Selbstverständlichkeit. Wir nutzen es in unserem Alltag in Massen, ohne darüber nachzudenken und verschwenden es gewissenlos. Wenn ich daran denke, wie in vielen südlichen Urlaubsländern zahllose Poolanalgen und Goldplätze mit dem kostbaren Nass überflutet werden, während nebenan die Wiesen und Felder verdorren, führt mir das die Absurdität unseres Verhaltens erst recht vor Augen.

Im vergangenen Sommer erst mussten wir selbst erfahren was es heißt monatelang sehnsüchtig an den strahlend blauen Himmel zu blicken, ob nicht vielleicht doch mal eine Regenwolke aufzieht. Die Bauern haben um die Ernte auf ihren Feldern gebangt und selbst unsere Wiese zuhause war nur noch ein Fleckchen staubiger Erde, was ich in meinen 20 Jahren dort s auch noch nicht erlebt habe. Gott sei dank konnten wir unsere Blumenbeete weitestgehend retten, da ja immer noch genug Wasser da ist, wenn man den Hahn aufdreht. Aber in vielen Ländern funktioniert das nicht so. Während wie uns darum sorgen, ob die Blümchen im Garten vertrocknen, haben die Menschen in Afrika weitaus schlimmere Probleme, wenn sie täglich vielleicht kilometerweit laufen müssen, um an ein Minimum von Trinkwasser zu gelangen.

Dass Wasser lebensnotwendig und sehr kostbar ist vergessen wir in den Industrieländern gerne mal, wo es ständig zur Verfügung steht – zumindest noch, denn in Zeiten des Klimawandelns sollten wir nicht davon ausgehen, dass alles so bleibt wie es ist. Stattdessen sollten wir diese existenzielle Gabe mehr zu schätzen wissen und dankbar sein für dieses Geschenk Gottes. Wasser ist doch schon irgendwie eine heilige Sache. Damit meine ich nicht nur, dass wir es notwendigerweise brauchen. Auch in unserer Religion spielt es eine wiederkehrende Rolle.

Das beginnt schon mit der Taufe. So wie Wasser ein Symbol für Leben und Gedeihen ist. Seht auch die Taufe da als Zeichen neuen Lebens in der Beziehung mit Gott. Dem Wasser wird auch oft eine segnende und schützende Wirkung zugeschrieben. Nicht umsonst verwendet man in der katholischen Kirche Weihwasser zur Bekreuzigung, wodurch an die Taufe erinnert werden soll. Aber auch die reinigende Wirkung sollte nicht vergessen werden. Dabei ist diese nicht nur wortwörtlich gemeint, weil man sich mit Wasser vom sichtbaren Dreck befreien kann. Nicht selten spricht man davon, sich reinzuwaschen von den Sünden. Des Weiteren trifft man häufig darauf, dass Jesus als lebendiges Wasser bezeichnet wird oder dass, wer von dem Wasser trinkt, das er gibt, niemals mehr durstig sein wird.

Doch die Bibel zeigt uns auch eine andere Seite auf, die ebenfalls zum Waser gehört: In der Geschichte über die Sintflut und den Sturm auf den See Genezareth, wo die Jünger in Angst verfallen, während Jesus seelenruhig weiterschläft, werden und deutlich die Zerstörungskraft und die Gefahr, die vom Wasser ebenso ausgehen können, vor Augen geführt.

Das Wasser ist eben doch eine Naturgewalt, die wir Menschen nicht beeinflussen können, so wie wir auch Gott nicht beeinflussen können. Wobei wir Menschen doch so gerne unsere Macht überschätzen.

Bei diesen Beispielen zeigt sich allerdings, dass das Wasser eine Sache ist, der wir mehr oder weniger ausgesetzt sind, ob nun zu viel oder zu wenig vorhanden ist, und die es zu schützen gilt.