Neue Osterkerze für die ESG

Dunkelheit umgibt sie. Eng eingewickelt liegt sie da – bewegungsunfähig. Schon nach kurzer Zeit wird die Luft muffig und stickig. Was passiert mit ihr? Wo liegt sie? Ist dieser Zustand für immer?

Ihr fragt euch sicher schon, um wen es hier eigentlich geht. Wer ist sie und warum liegt sie von irgendetwas umwickelt im Dunkeln? Nun gut, ich will euch nicht länger auf die Folter spannen – es ist unsere Osterkerze, von der die Rede ist. Ebenjene Kerze, die uns morgen von der Auferstehung Jesu‘ künden soll, musste erst eine Reise antreten, um letzten Endes an ihrem Bestimmungsort, dem Altar in unserem Andachtsraum, anzukommen.

Ich weiß nicht, wie es euch geht – aber als ich die Reise unserer Osterkerze durchgegangen bin, sind mir all die Parallelen zur wahren Ostergeschichte aufgefallen. Die eine große ‚Aufgabe‘, auf die alles hinausläuft, das ‚Grab‘/die Dunkelheit, in der sozusagen die Protagonisten drei Tage gefangen sind, die ‚Auferstehung‘, die sie erfahren. Ein Zufall? – Mag sein, aber auf diese Weise habe ich die Geschehnisse, derer wir gerade gedenken, nochmal ganz anders wahrgenommen. Es war quasi greifbar. Jetzt kann natürlich jemand sagen: ‚Du interpretierst in die Sache mit der Kerze ganz schön viel hinein.‘ Aber manchmal tut es doch gut, etwas so direkt vor Augen zu haben. Mir zeigt es, dass die Ostergeschichte nicht der Vergangenheit angehört; dass auch heute noch immer wieder Tage der Dunkelheit herrschen, die abgelöst werden von Licht und Freude; dass jede/r seine/ihre ganz persönliche Karzeit erleben kann, aber uns durch Jesus die kommende Osterzeit versichert wird.

Und so wartet unsere Osterkerze nun darauf, uns die Auferstehung Jesu Christi und ihre eigene ganz persönliche Auferstehung mit ihrem Licht verkünden zu können.

Geschrieben von Anna-Lena

Bleibet hier – Nachtgebet am Gründonnerstag

Ein Garten im Dunkeln. Ich stelle mir vor, dass es recht kühl gewesen sein wird an diesem Abend. Und die Menschen, auf die er sich verlässt? Von denen muss er sich verlassen gefühlt haben. Dunkel. Kühl. Einsam. Welch ein Kontrast: Eben noch die große Tischgemeinschaft, jetzt alleine in der Dunkelheit und mit der Angst.
Was Stunden zurück liegt, fühlt sich an, wie seit Jahren vergangen.


Ich denke, in diesem Jahr können wir alle ein wenig erahnen, wie es Jesus und den Jüngern in dieser Situation ergangen sein muss. Unser Alltag, unsere Tischgemeinschaft, wie wir sie beispielsweise in der ESG hatten, all das ist von einem Tag auf den anderen umgekrempelt. Vereinzelt macht die Angst sich breit: Wie geht es weiter? Wird es wirklich so schlimm? Manch einer von euch, der mit Medizin und Pflege zu tun hat, mag sich in den letzten Wochen mit bangem Blick nach Italien gedacht haben: Lass diesen Kelch an uns vorübergehen!

 

Jesus scheint mit sich zu ringen: Die eigene körperliche Kraft reicht nicht mehr. Seine Jünger sind zu schwach, um ihm noch beizustehen, und das härteste steht noch bevor. “Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach”.

Auch dies liest sich ähnlich wie die aktuelle Nachrichtenlage. Bei allem Willen, die Schwächten der Gesellschaft zu stärken und zu schützen, stehen die Grenzen, die uns der Rahmen an Helfern und Ausrüstung setzt, nur zu deutlich vor Augen.

In dieser Stunde scheint alle Hoffnung vergessen, die in Jesus als Messias gesetzt wurde. Doch blickt man zurück, steht dort die Ankündigung einer Auferstehung, die in eine besser Zukunft führt.

Blickt man zurück, findet man das Verständnis von Gerechtigkeit, von Nächstenliebe und Feindesliebe, das Jesus immer wieder anmahnte, und das sein Reich auszeichnen soll.

In dieser Zeit brauchen wir aber genau diese Hoffnug, von der Jesus sein ganzes Leben und Sterben hindurch erzählt. Die Hoffnung, die uns nach dem Reich Gottes in dieser Welt streben lässt, schlägt sich nieder in all den selbstlosen Angeboten der Nachbarschaftshilfe, die im Moment in unserer Umgebung entstehen, wo sie nötig sind.

Diese Hoffnung stimmt mich persönlich optimistisch, dass das, was wir gerade erleben, enden wird, das es eine neue Tischgemeinschaft geben wird .

Blicken wir zurück, erinnern wir uns, dass wir als Christen zusammen mit vielen anderen Menschen Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Schöpfung einfordern.

So wie Jesus sich sicher war, durch den Tod den Weg ins Reich Gottes zu bereiten, lasst uns mit Zuversicht in diese Zeit gehen: Lasst uns zurück blicken, was für uns zum Reich Gottes in dieser Welt gehört, und lasst uns den Neuanfang, der jetzt bevorsteht, nutzen, diesem Reich näher zu kommen.

“Bleibet hier und wachet mit mir!” Lasst uns uns diesen Aufruf in Gegenrichtung zu Eigen machen:

Im Vertrauen darauf, dass DU Gott mit uns wachst, mach uns wach, den Nächsten zu sehen, wo er in dieser dunklen Zeit unsere Hilfe braucht.

Mach alle die wach, die Entscheidungen für uns treffen müssen in dieser Zeit, dass sie Öl haben, wenn der Bräutigam erscheint, und nicht später vor verschlossener Tür stehen.

Mach sie wach, Leid und Ungerechtigkeit in der Gesellschaft zu sehen, und in diesem Neuanfang die Chance zu erkennen, Gerechtigkeit gegenüber Mensch und Natur zu stärken.

AMEN

Nachtgebet von Jakob und einem spontanen Ensemble aus Markus, Jakob, Simon H. Elisabeth und Johanna B.

Von kaputten Dingen – Morgenandacht in der Karwoche von Leo

Wenn ich mein Smartphone zücke und einige Menschen um mich herum erstaunte oder mitleidige Blicke auf das Ding werfen, das ich mittlerweile täglich zur Hand nehme, brauche ich meistens einen Moment, um mir der Tatsache bewusst zu werden, dass der Anblick des von vielen Rissen durchzogenen und notdürftig mit Tesafilm verarzteten Geräts für sie noch nicht zur Gewohnheit geworden ist. Es mag merkwürdig klingen, aber um ehrlich zu sein, stört mich der Zustand meines Handys nicht. Möglicherweise gibt es sogar einen Teil von mir, dem es so gefällt. Im Fall meines Handys könnte das damit zusammenhängen, dass dieser Zustand für mich ein äußeres Zeichen meiner inneren zwiespältigen Einstellung zu ihm ist – ein trotziges und irrationales „Nein! Du bestimmst mein Leben nicht, auch wenn ich dich gebrauche.“ Man könntewahrscheinlich sogar von einer Sichtbarwerdung meiner Einstellung sprechen, denn die an Sadismus grenzende Nachlässigkeit, die mir von Beobachtern im Umgang mit meinem Handy attestiert wurde, lässt sich leicht als Grund für sein desolates Aussehen ausmachen.

Hier soll aber nicht der Eindruck erweckt werden, ich würde mein Smartphone nicht mögen. Im Gegenteil, ich nutze es nun schon beinahe 4 Jahre und wünschte, das für immer tun zu können. Ähnlich geht es mir mit vielen anderen Dingen: ein etwas durchlöcherten Rucksack, ein noch nicht ganz bis zur Unleserlichkeit abgenutzter Würfel, eine beschmierte Hose – viele meiner Besitztümer erwecken gerade durch ihren angeschlagenen Zustand besonders meine Sympathie. Den ersten Grund meine ich nun schon ausgemacht zu haben: Das Setzen in die richtige Perspektive. Keines dieser Dinge hat eine Bedeutung, nicht wirklich. Deshalb empfinde ich, wie seltsam das auch klingen mag, manchmal eine gewisse Befriedigung beim Betrachten der verschiedenen Blessuren dieser Gegenstände. Doch die Tatsache, dass ich sie teilweise mehr mag als ihre gut erhaltenen Gegenstücke, lässt sich wahrscheinlich besser durch andere Gründe erklären. Da wäre der ganz pragmatische Gedanke, dass ich bei etwas, das schon kaputt ist, nicht darauf achten muss, es nicht kaputt zu machen. Doch wichtiger ist die andere Gründeansammlung, die sich in dem Satz zusammenfassen lässt, dass jedes kaputte Ding einzigartig ist. Zwar spreche ich hier nur von ein bisschen kaputten Gegenständen, deren Funktion nur leicht bis gar nicht eingeschränkt ist, doch auch bei diesen gilt: Jeder Kratzer erzählt eine Geschichte. Ich will nicht leugnen, dass diese meist nicht besonders aufregend ist und doch erinnern mich die Löcher in meinem Wanderrucksack an meinen Hamster, der in einem fragwürdigen Entscheidungsprozess offenbar zu dem Schluss kam, mein Rucksack wäre eine gute neue Wohnung – nach einer Renovierung, versteht sich. Die abgeblätterten Zahlen meines Würfels zeugen von unzähligen geschlagenen Schlachten und selbst die Risse meines Handys kommen mir wie ehrbare Kampfverletzungen vor, nachdem es einmal eindrucksvoll in einem ehrlichen 1 vs1 Match eine Glasflasche zertrümmerte. Dadurch werden diese Fließbandprodukte zu meinen Sachen, sie bekommen einen eigenen Charakter. Sie sind nicht perfekt – und das ist gut so. Möglicherweise kann ich mich dadurch sogar zu einem gewissen Grad mit ihnen identifizieren.

Menschen sind ebenfalls nicht perfekt, aber eben dadurch so unglaublich schön. Alle Ecken und Kanten gehören dazu und vielleicht ist das der Grund dafür, dass der Gedanke an hunderte und tausende identische Gegenstände, die vom Fließband rollen, in mir eine diffuse Beunruhigung auslöst. Ich bin zu wenig Soziologe, um die „Wegwerfgesellschaft“, in der der Gang zum Mülleimer kürzer sein zu scheint als der zum Werkzeugkasten, in Beziehung setzen zu wollen mit der „Leistungsgesellschaft“, in der Menschen zu oft auf ihre Fähigkeit, in der Arbeitswelt zu funktionieren, reduziert werden. Ich möchte nur gegen das Gefühl protestieren, dass alles und jeder genormt zu sein scheint – oder als nicht brauchbar angesehen wird. Wenn wir noch nicht mal unseren Gegenständen kleine Schrammen verzeihen, wie können wir dann miteinander umgehen?

Natürlich sollte man mehr als vorsichtig mit dieser Analogie sein – Menschen sind eben nicht vergleichbar mit Gegenständen, sie müssen keinen Zweck erfüllen, um wertvoll zu sein. Während Gegenstände, die keine Funktion mehr haben und nicht repariert werden können, getrost fachgerecht entsorgt werden dürfen und sollten, gibt es keinen Menschen, der zu „kaputt“ wäre, um Liebe, Wertschätzung und einen angesehenen Platz in der Gesellschaft zu verdienen.


Gott, ich danke dir, dass ich mit meinen Zweifeln und Unzulänglichkeiten zu dir kommen kann.

Bitte hilf mir, zu akzeptieren, dass ich nicht perfekt sein kann und dass ich nicht alles allein schaffe.

Hilf mir, mit Liebe und Verständnis auf meine Mitmenschen und ihre Fehler zu schauen, mit Ihnen mitzufühlen, wenn sie durch schwere Zeiten gehen und niemals auf sie hinabzusehen.

Danke, dass du uns alle unperfekt und doch jeden einzelnen Menschen perfekt erschaffen hast.

Danke, dass du mich und alle Menschen unendlich liebst trotz unserer Fehler und dass du uns helfen kannst und willst, wenn wir durch das Leben Schaden genommen haben.

Amen

Netzgemeinde barrierefrei?

Auch der BAK (Barrierefreie Arbeitskreis) möchte sich in Zeiten von Corona einbringen. Wenn wir schon kein gemeinsames Semesterporgramm starten können, wollten wir zu mindestens auf andere Art und Weise Kontakt zu den Teilnehmer*innen  halten. Wir haben bereits einen Brief an die BAKler*innen verfasst, in dem wir auf die digitale Gemeinde aufmerksam machen.

Jetzt gibt es aber einige Menschen im BAK, die nie so richtig in das digitale Zeitalter gestartet sind. Für sie haben wir uns eine Osteraktion überlegt, an der alle teilnehmen können: Wir wollen uns gegenseitig Osterpostkarten oder kurze Osterbriefe schreiben, in denen wir uns gegenseitig ein schönes Osterfest wünschen. Wer dazu Lust hat und noch ein paar Postkarten daheim gehortet hat, melde sich einfach bei bak@esg-leipzig.de.

Einige Bak-Teilnehmer*innen würden sich in Zeiten von Corona auch über einen kurzen Anruf oder einen Brief freuen. Wer sich vorstellen kann, jemanden anzurufen und zu fragen, wie der Alltag so mit Corona läuft, meldet sich am besten auch unter bak@esg-leipzig.de.

Auch wenn Sie bisher kein Teil des BAK waren, sind Sie herzlich eingeladen, sich per Mail bei uns zu melden, wenn Sie oder ein Angehöriger sich über Post oder einen Anruf von uns freuen würden, oder Sie Lust haben, selber Karten zu schreiben.