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Tretet ein in das heutige Türchen, liebe (Be-)Sucher. Hier findet ihr die Andacht von unserem V Carl-Ludwig zum heutigen Gemeindeabend.

 

“Es kommt ein Schiff geladen”

Das sehr schöne Adventslied „Es kommt ein Schiff geladen“ lehrt uns immer wieder, was
Advent eigentlich bedeutet. Wir dürfen warten. Vielleicht sehen wir das Schiff sogar schon am
Horizont. Aber es braucht noch etwas, bis es wirklich bei uns angelangt ist. Und das erfordert
von uns Geduld.

1 Es kommt ein Schiff,
geladen bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewig’s Wort.

Ein Schiff kommt. Mit diesem Schiff wird eine Verbindung geschaffen zwischen dem „Dort“
und dem „Hier“. Es bringt Nachrichten und Güter von dorther mit. Unser Schiff verbindet wohl
weniger Kontinente als eher Welten. Die göttliche Welt, das Himmelreich, mit unserer
chaotischen und heruntergekommenen Welt.

2 Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein’ teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig’ Geist der Mast.

Das Schiff hat kostbare Last. Keiner kann sich wirklich vorstellen, was das für die Menschheit
bedeutet. Ein Gottessohn soll kommen, der uns aufs Neue lehren soll, was die Liebe und Gnade
Gottes ist.

3 Der Anker haft’ auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.

Worauf setzt das Schiff? Was hält das Schiff an seiner Stelle? Für uns Christen sollte dies
unverhandelbar das Evangelium Jesu Christi und die biblischen Texte sein. Daran können wir
uns immer wieder festhalten, wenn es um Fragen des Miteinanders aber auch um Fragen über
einen selbst geht. Ganz im Zentrum wird da das „Doppelgebot der Liebe“ immer wieder
angeführt. Wir sollen Gott lieben, unsere Mitmenschen, aber auch uns selbst, mit allem was wir
sind und was wir haben oder vielleicht auch nicht haben.

4 Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muss es sein.

Dabei können wir auf Einen vertrauen. Er hatte noch viel weniger zu seinen Lebzeiten, als wir
immer zu haben glauben. Aber nicht nur, dass er aus der göttlichen Welt in unsere trostlose
gekommen ist. Er ist auch zu jedem von uns einzelnen gekommen und hat uns und diese Welt
erlöst. Aber das gibt es nicht ganz kostenlos. Wir müssen uns Ihm hingeben und mit Ihm
unterwegs sein.

5 Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß’ Pein und Marter viel,

Jesus spricht immer wieder davon, dass wir sein Kreuz auf uns nehmen müssen. Was das genau
bedeutet wird nie weiter beschrieben. Sicher kann man aber sagen, dass es nur durch das Kreuz
hindurch die Auferstehung gibt. Unser Kreuz besteht dabei eher nicht aus Holz, sondern aus
der Meinung der anderen über uns. Das kann manchmal Last genug für unsere Schultern sein.
Am Ende steht dann aber als Belohnung für uns das ewige Leben.

6 danach mit ihm auch sterben
und geistlich aufersteh’n,
ewig’s Leben zu erben,
wie an ihm ist gescheh’n.

Diese Auferstehungshoffnung dürfen wir immer wieder mit uns tragen, besonders in dieser
Weihnachtszeit. Denn erst durch Weihnachten und die Geburt Jesu in der Krippe, können wir
zu Christus am Kreuz aufblicken.
Aber wer oder was ist denn nun eigentlich das Schiff? Was ist der Knackpunkt hinter dieser
Metapher. Das können wir in der uns vielleicht geläufigen Fassung nicht erkennen. Denn in ihr
ist die siebte Strophe weggelassen worden. Diese kann man in der Tradition noch finden. Sie
eröffnet uns nämlich das ganze Geheimnis. An dieser Strophe erkennt man schließlich, dass es
sich im Ursprung im ein Marienlied handelt. Die Mutter Jesu ist das Schiff, welche uns den
Heiland bringt. Auf den lohnt es zu warten mit viel Geduld und Vorfreude.

7 Maria, Gottes Mutter,
gelobet musst du sein.
Jesus ist unser Bruder,
das liebe Kindelein.

Maria gehört mit zum Volk Israel, welches seit Jahrhunderten auf die Ankunft des Erlösers
wartete. Sie hat im richtigen Moment Ja gesagt und sich Gott hingegeben. Lasst uns auch Ja
sagen und uns Christus ganz hingeben.