Weltfahrradtag & Bewahrung der Schöpfung – Andacht zum Gemeindeabend am 3.6.

Viel Spaß beim Lesen der Andacht unseres V Simon.

Heute ist Weltfahrradtag. Vielleicht habt ihr von den Aktionen gehört, die überall in der Stadt waren. Es wurden Pop-Up-Bikelanes eingerichtet, um Platz für das Rad zu schaffen.

Ich halte das Fahrrad für eine geniale Erfindung. Es ermöglicht es einem, schnell von A nach B zu kommen und das mit einer unschlagbaren Effizienz. Sogar Strecken über 100 km kann man damit zurücklegen und das an einem Tag. Und dabei hinterlässt man auch noch einen relative kleinen CO2- Fußabdruck. Ich habe mal für mich nachgeschaut: Mit der App SimRa habe ich 234 km zurückgelegt und 32,33 kg CO2 im Vergleich zu einem durchschnittlichen PKW eingespart. Auch in der Verkehrsplanung hat man das Fahrrad als Lösung für viele Probleme erkannt. Sei es das Platzproblem in der Stadt, körperliche Gesundheit oder Umweltschutz.

Wir befinden uns in einer Klima- und Biodiversitätskrise. Das muss ich niemandem mehr erklären. Das hat auch die Kirche erkannt. „Bewahrung der Schöpfung“ ist, glaube ich, einer der Markenkerne des christlichen Glaubens geworden. Interessanterweise taucht die Wortgruppe „Bewahrung der Schöpfung“ so gar nicht in der Bibel auf. Man muss schon zwischen den Zeilen lesen. In Genesis 2,12 heißt es „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahre.“ Dieser kleine Satz ist heute so wichtig. Noch bemerkenswerter finde ich, dass dieser kleine Satz überhaupt dort steht. Für die Verfasser war Umweltschutz sicher nicht Problem Nummer Eins. An ökologische Krisen war nicht zu denken. Trotzdem scheint hier ein ökologisches Bewusstsein vorzuliegen, nach dem Motto: „Wir brauchen die Natur und dürfen sie nicht zerstören.“ Das erste Buch Mose entstand zwischen 1000 v. Chr. Und 400 v. Chr.. So ein aktueller Gedanke vor so lager Zeit!

Und wie sieht es heute aus mit der Bewahrung des Garten Eden? Nicht gut, würde ich sagen. Wir, die Menschheit, scheint auf dem besten Weg zu sein, ein weiteres Mal vom Garten Eden Abschied nehmen zu müssen. Aber so pessimistisch will ich gar nicht sein. Zwar hat Naschen vom Baum der Erkenntnis das letzte mal dafür gesorgt, dass wir aus dem Paradies geworfen wurde, aber jetzt kann die Erkenntnis uns helfen, das Paradies zu bewahren. Das Wissen über den Klimawandel ist da, mögliche Lösungen gibt es auch zahlreich. Was fehlt ist das Bewusstsein, dass es ein Problem gibt, aber auch das ändert sich gerade. Es gibt viele engagierte Menschen, die etwas bewegen. Und im kleinen könne das alle. Und sei es, das Auto immer mal stehen zu lassen und mit dem Fahrrad zu fahren.

Stärke – Andacht zum Gemeindeabend vom 27.05.

Viel Spaß beim Lesen der Andacht unserer V Judith. 🙂

Als ich das Thema des heutigen Abends las und mir anfing Gedanken über eine Andacht dazu zu machen, kam mir als erstes das Lied „They don’t care about us“ von Michael Jackson (https://www.youtube.com/watch?v=QNJL6nfu__Q) in den Sinn. Das Lied passt vielleicht nicht ganz wie die Faust aufs Auge, aber es zeigt finde ich ganz gut wie sich eine Person fühlt, die unter Repressalien leidet, unter anderem auch wegen seiner Hautfarbe. Im Text heißt es:

Beat me, hate me
You can never break me
Will me, thrill me
You can never kill me
Jew me, sue me
Everybody do me
Kick me, kike me
Don’t you black or white me

Ich finde diese Person sehr stark. Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen, egal wie schlimm die Situation ist. So etwas wünsche ich mir auch manchmal für meinen Glauben. Denn oft ertappe ich mich dabei, wie ich mich zurückhalte von meinem Glauben mit nicht Christen zu sprechen, in der Angst wie sie dann über mich denken würden. Oder dass sie sich dadurch belästigt fühlen. Ich hab zwar zum Glück nicht mit körperlicher Gewalt zu rechnen, aber auch Ablehnung und Zurückweisung können zu Zurückhaltung führen. Ich finde in solchen Situationen ist es immer gut, wenn man weiß, dass es da noch jemanden gibt, der einem nie verurteilen würde. Zu wissen, dass Gott bei einem ist und ich immer zu ihm gehen kann, wenn ich Hilfe brauche oder Redebedarf habe, finde ich super ermutigend und stärkend. Und macht mich ein Stückchen mehr „unbreakable“.

So eine diskriminierte Gruppe, die sich nicht brechen ließ, sind finde ich die Juden. Auch Michael Jackson führt als Repressalie an, sie sollen ihn wie einen Juden behandeln. Juden wurden Jahrhunderte lang schlecht und ausgrenzend behandelt. Und das prägte diese Gemeinschaft stark. Durch das gemeinsame Leiden sind sie näher zusammengerückt. Die Verbundenheit unter Juden finde ich viel stärker als unter Christen. Obwohl sie beides Glaubensgemeinschaften sind. Auch verfolgte Christen heutzutage sind finde ich gerade durch die Verfolgung und die damit einhergehenden Ängste und Repressionen fester im Glauben geworden. Denn ohne Gott steht man so eine Verfolgung nicht durch. Wenn man sich den Unterdrückern nicht preisgeben will und von seinem Glauben ablassen will, bleibt einem nur die Flucht nach vorn.

Aber warum tun Menschen das überhaupt, warum hassen sie einander wegen einer anderen Hautfarbe oder einem andern Glauben? Eine mögliche Antwort gibt das Lied „What have we become“ von DC-Talk (https://www.youtube.com/watch?v=TlbAwVMZq0Q):

A preacher shuns his brother
Cause his bride’s a different color
And this is not acceptable
His papa taught him so
It was love that he’d been preaching
But this was overreaching

Der Grund hier ist, dass er es einfach nicht besser weiß. Er hat es so von seinem Vater beigebracht bekommen Andersfarbige auszugrenzen, obwohl er es als Pfarrer besser wissen müsste. Denn in der Bibel werden da keine Unterschiede gemacht. Gott liebt alle Menschen gleich und bedingungslos. Denn er hat sie alle gerade so geschaffen, wie sie sind. Vielfältig. Denn ganz ehrlich, sonst wäre die Welt auch ziemlich langweilig.

Steine? – Andacht zum Gemeindeabend über sächsische Geologie

Geologie – Steine – und Christentum? Passt das Zusammen? Tatsächlich passt das erstaunlich gut. Der Begriff „Stein“ kommt unglaubliche 117-Mal in der Bibel vor. Als ich mir Gedanken zu dem Thema „Steine“ im christlichen Zusammenhang machte, fielen mir zu erst eine handvoll Lieder ein.

„Ins Wasser fällt ein Stein ganz heimlich, still und leise.“ (https://www.youtube.com/watch?v=ksjFnzFpRQY) – In diesem Lied symbolisiert der Stein die Liebe Gottes, die er einem Menschen schenkt und der diese an seine Nächsten weiter gibt. Dabei ist es egal wie groß dieser „Stein“ ist, wie groß die Liebe in einem ist, sie schlägt auf jeden Fall Wellen.

Ein Zweites Lied, dass mir in den Sinn kam war: „Herzen die kalt sind wie Hartgeld, Herzen die hart sind wie Stein. […] Selbst ein Stein wird warm, wenn die Sonne ihn bescheint.“ (https://www.youtube.com/watch?v=1EIHdWSXhbU) – Hier beschreibt der Stein ein Objekt, also das Herz des Menschen, dass Gottes Liebe empfängt, so wie man von der Sonne beschienen wird. Nur durch diese Liebe kann das Herz, weich und herzlich werden. Beide Lieder bauen aufeinander auf, denn nur wenn ich Gottesliebe annehmen kann, kann ich sie auch wieder weiter geben.

Ein drittes Lied, nun mit schon etwas mehr Bezug zur Bibel, ist das Lied: „ Mein glaube fest sich bauen kann“, wo es im Refrain heißt: „Wer diesem Felsen fest vertraut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ (https://www.youtube.com/watch?v=XYFDBtJVXdo) – Nun symbolisiert der „Stein“ – der Fels Christus und vermittelt so den Eindruck von Sicherheit und Stabilität, die ich bei Jesus finde. In den folgenden Strophen werden auch verschiedenen Beispiele dafür gegeben, wie z.B. das der Fels, selbst bei Hochwasser nicht untergeht oder das er jeden Anker festhält, selbst im Sturm.

Mit ähnlichem Wortlaut kennt man diese Textzeile vielleicht auch aus dem bekannteren Gesangbuchlied: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (https://www.youtube.com/watch?v=DTpVFx2hsmo), wo es am Ende der 1. Strophe heißt: „Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut der hat auf keinen Sand gebaut.“ Beide Textzeilen beziehen sich auf das Gleichnis von Jesus in der Bergpredigt. Dort vergleicht er kluge Menschen, die auf Gottes Wort hören und danach handeln, als Menschen die sturmsicher auf felsigen, festen Grund ihr Haus gebaut haben. Unkluge, unverständige Menschen, die nicht ihren Weg mit Gott gehen, würden hingegen auf Sand bauen und beim nächsten Sturm würde das ganze Haus zusammenstürzen.

Das Jesus als Fels in der Bibel bezeichnet wird kommt ab und an vor. Meist kennt man jedoch Jesus eher als den Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist. Jesus also als jemand, der verachtet, getötet, weggeworfen wird. Der aber gerade deswegen von Gott zu großem auserwählt wird. Das führt natürlich zu Aufruhr, Anstoß bei den anderen, die nicht verstehen können warum gerade dem „Ausschuss“ so viel Wert zu geschrieben wird. Somit wir Jesus auch zum „Stein des Anstoßes“.

Auch der Jünger Simon bekommt eine steinige Bedeutung, als er zu Petrus, was vom griechischen Wort für Fels abgeleitet ist, umbenannt wird. Petrus als der Fels auf dem Jesus seine Kirche/ Gemeinde bauen will.

In der Bibel kommen ständig Steine vor, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.

David z.B. warf Goliath mit seiner Steinschleuder einen Stein an den Kopf, was den Sieg der Israeliten über die Philister brachte.

Mose schlug mit seinem Stab auf einen Stein und Wasser kam daraus hervor. So konnten alle Israeliten in der Wüste ihren Durst stillen.

Steine wurden auch oft zum bauen von Altären benutzt, wie es z.B. Abraham, Jakob oder Elia taten. Steine wurden aufgestellt oder Altäre erbaut, meist um an ein Ereignis zu erinnern, bei dem Gottes Herrlichkeit sichtbar geworden war. Z.B. als Josua mit der Bundeslade trocknen Fußes durch den Jordan ging. Oder als Jakob von der Himmelsleiter träumte mit der Gott ihm ein Versprechen gab. Danach stellte er den Stein den er als Kopfkissen benutzt hatte auf.

Andererseits wurden aus Steinen auch Götzenfiguren gemeißelt, die die Menschen vom Glauben an Gott wegführte.

Zudem ist die Steinigung das Hinrichtungsmittel der Juden schlechthin. In vielen Geschichten in der Bibel wurden Menschen gesteinigt. Selbst bei Jesus haben es die Leute mal versucht. Einmal verhindert Jesus jedoch auch eine Steinigung, mit den bekannten Worten: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“. Woraufhin alle gingen und keiner mehr Steine sammelte, da die Leute einsehen mussten das sie keinen Verurteilen können, wenn sie sich zu erst verurteilen müssten.

Zum Steine sammeln und werfen ließt man auch etwas in Prediger 3, jedoch dort in einem anderen Kontext. Dort ist vermutlich das sammeln der Steine vom Feld gemeint. Diese Handlung hat seine bestimmte Zeit, so wie alles seine Zeit hat. Wie es Gerhart Schöne in seinem Lied „Ganz einfach“ (https://www.youtube.com/watch?v=Lf9yMzC-fPs) beschreibt: „Wenn ich schlafe, schlafe ich. Wenn ich aufsteh, steh ich auf….“ und nicht so wie es sein Sohn seiner Meinung nach tut: „Wenn du schläft, stehst du schon auf. Wenn du aufstehst, gehst du schon….“.

Als hat seine Zeit. Das kann finde ich heutzutage ziemlich schwer sein, wo Multitasking immer mehr zählt. So zu leben wie Gerhart Schöne es beschreibt kann dann ein ganz schön steiniger Weg sein.

Aber Gott verspricht ja im Psalmen, dass wir uns nicht an einem Stein stoßen werden. So steinig wird es dann also doch nicht sein.

“Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?”

Diese Frage beschäftigt die Frauen am Ostermorgen auf dem Weg zum Grab Jesu. Gehen wir ein Stück mit Ihnen. Liturgisch und meditativ durch die Lesungen der österlichen Heilsgeschichte. Mit dem Lobgesang auf das Osterlicht.

Und werden vielleicht überrascht, wie sich Grabessteine in tanzende Kiesel verwandeln … Betet und singt mit.

Feier der Osternacht (Gesang: Elisabeth, Impuls: Markus)

Andacht zum Gemeindeabend am 21.01.2021

Viel Spaß beim Lesen der Andacht unserer V Lea!

Dieses Gitarrenriff, diese Melodie und Mick Jaggers Nuschelstimme dazu kennt wohl jeder von uns. Das 1965 erschienene Lied der Rolling Stones wurde für die Band der erste Nummer-1 Charterfolg in den USA und ist heute wohl einer der ikonischsten Songs der Welt.

Kürzlich habe ich dieses Lied morgens beim Abwaschen gehört – einer jener Momente, in denen man verstärkt auf den Liedtext achtet – und war überrascht davon, welche Botschaft eigentlich in diesem Lied steckt. Da singt Mick Jagger zum Beispiel:

I can’t get no satisfaction
‘Cause I try and I try and I try and I try […]

A man comes on the radio
He’s tellin’ me more and more
About some useless information

oder

When I’m watchin’ my TV
And a man comes on and tells me
How white my shirts can be

I Can’t get no satisfaction – Ich finde keine Befriedigung. Keine Zufriedenheit, keine Genugtuung, kein Behagen. Keine Erfüllung. Keine Glückseligkeit. Das sagt der Protagonist des Liedes. Sinnlose Informationen kommen ihm aus dem Radio entgegen und im Fernsehen erzählt ihm ein Mann, wie weiß seine T-Shirts sein können.

Es ist fast schon spannend und irgendwie traurig, wie gut dieser Text auch auf die heutige Zeit noch passt. Auch wir werden oft zugeschüttet mit nutzlosen Informationen, mit Werbung, Kaufaufrufen, Angeboten, Nonsens. Und Corona macht das nicht gerade besser: Werbung begegnet uns auch im Internet überall, Algorithmen analysieren unsere Interessen und der nächste Kauf ist nur einen Klick entfernt. Nur allzu leicht kann man sich verlieren im Kaufrausch, in der Jagd nach dem nächsten Schnäppchen, in dem Gefühl, dass diese Models doch eigentlich immer viel besser aussehen als man selbst – egal, was man trägt oder wie viel man abnimmt. Gefangen im Selbstoptimierungswahn.

Seien wir mal ehrlich: manchmal macht es glücklich, das Shoppen, das Konsumieren, sogar das Selbstoptimieren, ohne Frage. Kürzlich habe ich sogar in einem Artikel über den Black Friday gelesen, dass wir evolutionär darauf programmiert seien, uns alles zu sichern, was wir kriegen können. Und im Angesicht wirtschaftlicher Unsicherheiten sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier im November, Einkaufen könne auch patriotisch sein. Aber: bringt das (langfristige) Befriedigung?

Ich muss oft an den Gemeindeabend Anfang des letzten Wintersemesters denken, als zwei Nonnen aus dem Kloster St. Marienthal bei uns in der ESG zu Besuch waren. Damals erzählte die eine Ordensschwester, dass sie vor ihrem Eintritt ins Kloster viel Geld verdient und die halbe Welt gesehen, sogar Silvester auf dem Times-Square verbracht habe. Aber sie habe immer eine Leere in sich gefühlt.

Vor zwei Wochen fragte Herr Zimmermann, Friedensbeauftragter der Evangelisches Landeskirche Sachsen, auf dem Gemeindeabend, wo wir uns sicher fühlen würden. Interessanterweise dachten dabei einige von uns an ein Kloster oder eine Kirche. Nicht umsonst steckt ja auch das Wörtchen „Frieden“ in „Befriedigung“.

Das sind für mich nur zwei Beispiele aus Erfahrungen anderer und eigenen Erfahrungen, die mir bestätigen: wirkliche Befriedigung oder Erfüllung, die kann es nur bei Gott geben. Bei Gott sind wir angenommen, egal, wer wir sind. Gott sorgt für uns – was machen wir uns Gedanken um Kleidung, Haare oder Schmuck?

Jesus Christus sagt: Wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit. (Johannes 4,14)

Was für ein Zuspruch! Jeder Durst gelöscht, egal ob körperlich, geistig, moralisch, sozial, seelisch – und zwar (bis) in Ewigkeit.  

Dieser Zuspruch Gottes, den können wir schon jetzt in unserem Leben erfahren. Deshalb lasst uns ab und zu mal innehalten, wenn wir uns wieder erschlagen und eingekesselt von Nonsens oder einfach ungenügend fühlen – und lasst uns uns vergegenwärtigen, dass Gott bereits eine Lösung für uns hat. Und zwar seine Liebe, in der alle bei ihm angenommen sind. Und dann bleibt das Lied der Stones „nur“ Gesellschaftskritik und wird nicht zum düsteren Sinnbild unserer Existenz. We can get Satisfaction!

Andacht zum Gemeindeabend am 14.01.2021

Hier findet ihr eine Andacht von unserem Gemeindemitglied Henriette zum Thema “Wasser”.

Ich stehe morgens auf und koche mir einen Tee. Dann gehe ich ins Bad, putze Zähne und dusche ausgiebig. Nach dem Frühstück wasche ich ab und, naja, aufs Klo muss man ja auch hin und wieder. Es ist verblüffend, wie viel Wasser ich alleine in der Stunde zwischen dem Weckerklingeln und dem Gang zur Uni schon verbrauche. In einem reichen Land, wie dem unseren ist es selbstverständlich, dass tagtäglich sauberes und nach Bedarf auch warmes Wasser aus der Wand kommt. Da habe ich mich doch sogar dabei ertappt, dass ich etwas enttäuscht und unzufrieden war, als ich vor ein paar Monaten aufgrund einer Störung nur noch lauwarmes Wasser aus der Dusche prasselte.

Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie verwöhnt wir doch sind. Dieses Luxusgut Wasser ist für uns längst schon eine Selbstverständlichkeit. Wir nutzen es in unserem Alltag in Massen, ohne darüber nachzudenken und verschwenden es gewissenlos. Wenn ich daran denke, wie in vielen südlichen Urlaubsländern zahllose Poolanalgen und Goldplätze mit dem kostbaren Nass überflutet werden, während nebenan die Wiesen und Felder verdorren, führt mir das die Absurdität unseres Verhaltens erst recht vor Augen.

Im vergangenen Sommer erst mussten wir selbst erfahren was es heißt monatelang sehnsüchtig an den strahlend blauen Himmel zu blicken, ob nicht vielleicht doch mal eine Regenwolke aufzieht. Die Bauern haben um die Ernte auf ihren Feldern gebangt und selbst unsere Wiese zuhause war nur noch ein Fleckchen staubiger Erde, was ich in meinen 20 Jahren dort s auch noch nicht erlebt habe. Gott sei dank konnten wir unsere Blumenbeete weitestgehend retten, da ja immer noch genug Wasser da ist, wenn man den Hahn aufdreht. Aber in vielen Ländern funktioniert das nicht so. Während wie uns darum sorgen, ob die Blümchen im Garten vertrocknen, haben die Menschen in Afrika weitaus schlimmere Probleme, wenn sie täglich vielleicht kilometerweit laufen müssen, um an ein Minimum von Trinkwasser zu gelangen.

Dass Wasser lebensnotwendig und sehr kostbar ist vergessen wir in den Industrieländern gerne mal, wo es ständig zur Verfügung steht – zumindest noch, denn in Zeiten des Klimawandelns sollten wir nicht davon ausgehen, dass alles so bleibt wie es ist. Stattdessen sollten wir diese existenzielle Gabe mehr zu schätzen wissen und dankbar sein für dieses Geschenk Gottes. Wasser ist doch schon irgendwie eine heilige Sache. Damit meine ich nicht nur, dass wir es notwendigerweise brauchen. Auch in unserer Religion spielt es eine wiederkehrende Rolle.

Das beginnt schon mit der Taufe. So wie Wasser ein Symbol für Leben und Gedeihen ist. Seht auch die Taufe da als Zeichen neuen Lebens in der Beziehung mit Gott. Dem Wasser wird auch oft eine segnende und schützende Wirkung zugeschrieben. Nicht umsonst verwendet man in der katholischen Kirche Weihwasser zur Bekreuzigung, wodurch an die Taufe erinnert werden soll. Aber auch die reinigende Wirkung sollte nicht vergessen werden. Dabei ist diese nicht nur wortwörtlich gemeint, weil man sich mit Wasser vom sichtbaren Dreck befreien kann. Nicht selten spricht man davon, sich reinzuwaschen von den Sünden. Des Weiteren trifft man häufig darauf, dass Jesus als lebendiges Wasser bezeichnet wird oder dass, wer von dem Wasser trinkt, das er gibt, niemals mehr durstig sein wird.

Doch die Bibel zeigt uns auch eine andere Seite auf, die ebenfalls zum Waser gehört: In der Geschichte über die Sintflut und den Sturm auf den See Genezareth, wo die Jünger in Angst verfallen, während Jesus seelenruhig weiterschläft, werden und deutlich die Zerstörungskraft und die Gefahr, die vom Wasser ebenso ausgehen können, vor Augen geführt.

Das Wasser ist eben doch eine Naturgewalt, die wir Menschen nicht beeinflussen können, so wie wir auch Gott nicht beeinflussen können. Wobei wir Menschen doch so gerne unsere Macht überschätzen.

Bei diesen Beispielen zeigt sich allerdings, dass das Wasser eine Sache ist, der wir mehr oder weniger ausgesetzt sind, ob nun zu viel oder zu wenig vorhanden ist, und die es zu schützen gilt.

Andacht zum Gemeindeabend – 26.11.2020

Hier findet ihr die Andacht von unserer V Lea zum Thema der heutigen Bibelarbeit: Sexualmoral in den Paulusbriefen.

Die Menge jubelt. Die Bühne ist fast vollständig dunkel, nur ein Lichtkegel erleuchtet die Silhouette eines Menschen. Die Kamera fährt weiter an die Bühne heran, während gefühlvolle Streichermusik einsetzt. Lange Haare, eine Wespentaille und eine große glitzernde Kleiderschleppe werden sichtbar. Eine Stimme setzt ein, vielleicht etwas ungewöhnlich tief für eine Frau, aber nicht unangenehm. Das Publikum jubelt weiter, die Kamera nähert sich, das Licht wird stärker. Dann erblickt der Zuschauer eine Frau mit langen dichten Wimpern, viel Schminke, viel Lipgloss und – einem Bart.

Sechs Jahre ist diese Szene nun her. 2014 gewann der Travestiekünstler Thomas Neuwirth als seine Kunstfigur Conchita Wurst, die weder ganz Männlein noch Weiblein zu sein scheint, den Eurovision-Song-Contest. Doch nicht erst seitdem, sondern auch schon davor, und ganz besonders heute, hält die Gesellschaft die Diskussion, was eigentlich spezifisch männlich, spezifisch weiblich, was „normal“ oder „abnormal“ ist, die Gesellschaft in Atem. Die Frage der Geschlechter, der sexuellen Identitäten, ist eine der großen Fragen unserer Zeit – was sich nicht nur in unserer Sprache zeigt.

Doch wie stehen Kirche, Bibel und Christentum eigentlich dazu? Um diese Frage jetzt zu beantworten – wenn man das überhaupt tun könnte! – fehlt mir schlichtweg der Platz, aber ich möchte ein paar Anregungen geben, auf die ich in der letzten Zeit oder der „Recherche“ zu diesem Thema gestoßen bin und die uns auch in der folgenden Bibelarbeit vielleicht ein wenig helfen können: 

Homophobes Gedankengut scheint besonders stark in evangelikalen Kreisen oder sog. Ex-Gay-Bewegungen vertreten zu sein. Diese bieten oftmals Konversionstherapien an. Ziel hierbei ist, homosexuelle Neigungen „abzutrainieren“ und eine Heterosexualität zu „erreichen“. Auf Internetseiten wie der Organisation Wüstenstrom e.V., die solche hochkritisierten und von der Wissenschaft abgelehnten Therapien anbietet, findet man zum Beispiel Angebote wie die „Reise zum Mannsein“ oder die „Entdeckungsreise Frausein“ – die über ganze zwei Jahre gehen sollen.

Dann gibt es da z.B. LiMarie, Deutschlands wohl erfolgreichste Christfluencerin, die u.a. Videos dreht, in denen sie gegen Sex vor der Ehe oder das Schauen von Pornos „predigt“. In einem Interview mit PULS sagt sie Folgendes: “Also ich persönlich finde einfach, Mann und Frau passen super zusammen, fertig. Und ja klar, die Bibel sagt halt schon, dass Homosexuelle – dass Gott das nicht mag, und dass er Mann und Frau geschaffen hat. Also das vertrete ich schon auch.”

Die Plattform Youtube nutzen aber auch andere christliche Größen. Die beiden Pfarrerinnern Stefanie und Ellen Radtke leben und arbeiten in Hildesheim und sind – ganz nebenbei – auch ein lesbisches Ehepaar. Vor kurzem haben sie gemeinsam ein Kind bekommen und betreiben den Youtube-Kanal „Anders Amen“.  In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur sagte Stefanie Radtke: „Mein Glaube ist ja ein Geschenk. Das habe ich mir nicht ausgesucht, ob ich glaube oder nicht, würde ich behaupten. Dann kam die Sexualität mit dazu. Ich finde, da ist kein Widerspruch. Dafür machen wir ja unseren YouTube-Kanal […], dass wir genau das zeigen: dass sexuelle Orientierung und Kirche überhaupt kein Problem miteinander haben.“

Auch der Papst hat den Ruf der Zeit gehört. In einem Dokumentarfilm, der im Oktober diesen Jahres veröffentlicht wurde, befürwortete er die rechtliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften. “Sie sind Kinder Gottes und haben das Recht auf eine Familie. Niemand sollte wegen so etwas ausgeschlossen oder unglücklich werden”, so Franziskus. Noch 2010 äußerte er sich als Kardinal ganz anders zur Öffnung der Ehe, indem der sie als „zerstörerische Attacke auf Gottes Plan” bezeichnete.

Ich könnte ewig so weiter machen, aber am besten lässt sich die Situation vielleicht mit einem Ausspruch aus einem Interview mit der Bibelwissenschaftlerin Ilse Müllner beschreiben. In diesem Interview äußerte Müllner sich zum Neutestamentler und Jesuiten Ansgar Wucherpfennig, der 2016 die biblische Verurteilung der Homosexualität als “missverständlich formulierte Stellen” bezeichnete und dafür vom Vatikan gemaßregelt wurde. Sie sagt, dass die Sicht auf die Homosexualität viel mit der Auslegung der Bibel zu tun hat:

„[Es ist ein Problem,] dass Zitate scheinbar wortwörtlich gelesen und ohne jeden Kontext benutzt werden. Ich finde es alarmierend, wenn einzelne biblische Sätze aus einem komplexen System herausgerissen und in der Sexualethik angewandt werden. Warum findet das nicht auch gleichermaßen in der Wirtschaftsethik statt? Es gibt klare Aussagen zum Schuldenerlass in der Bibel bei Dtn 15. Warum sagt da niemand: Das müssen wir wortwörtlich nehmen und den Menschen nach sieben Jahren die Schulden erlassen? […]

Biblische Worte und Texte werden gerne als verpflichtend angesehen, wenn sie das bestätigen, was man selbst für gut hält. Tun sie das nicht, werden sie als Zeugnisse einer vergangenen Lebenswelt abgebucht. Die Aufgabe einer christlichen Kirche und ihrer Theologie ist immer, ins Gespräch mit den Texten der Bibel zu gehen und das in Sensibilität für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Situation zu tun. Die Bibel ist ein Kanon aus unterschiedlichen Schriften, in denen es Spannungen und Widersprüche gibt. Diese Vielfalt ist gewollt und spiegelt die Vielfalt der Menschen auch unserer Zeit.“

Und genau das wollen wir heute tun: ins Gespräch mit der Bibel gehen – und dabei hoffentlich nicht nur Bibelzitate aus ihrem Kontext reißen!

Andacht zum Gemeindeabend – 19.11.2020

Ich habe heute sehr lange gebraucht, um ein Thema für diese Andacht zu finden. Bis ich vorhin in meine Online-Veranstaltung wollte. Da wurde ich zunächst auf eine Seite umgeleitet, wo stand, ich solle einen Moment Geduld haben, die Sitzung ginge gleich los. Und so saß ich da und wartete… und wartete… und wartete… und dann kam ich grübeln.

Ist Warten nicht etwas sehr Christliches? Bald ist wieder Advent. Da warten wir auf die Ankunft von Jesus Christus. Ich hab mal gegoogelt und tatsächlich findet sich auf der Seite der EKD ein ganzer Artikel mit dem Titel »Warten in der Bibel« (https://www.ekd.de/advent-das-warten-in-der-bibel-best-of-bible-uwe-birnstein-31075.htm).

Ich will den hier nur ganz kurz zusammenfassen: »Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.« (Psalm 145, 15). Das ist ein Vers, aus dem ganz viel Optimismus hervorsticht, dass Gott rechtzeitig kommt und alles gut wird. »Das Warten den gerechten wird Freude werden, aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.« (Sprüche 10, 28). Aus diesem Vers geht hervor, wer gottgefällig lebt, kann sich auf das Himmelreich freuen. Das Warten hat sich dann also gelohnt.

Das Warten ist in der Bibel also immer mit etwas Positivem verknüpft. Da stellt sich mir die Frage: Warum ist das so? Ich empfinde warten nicht immer positiv. Klar, es gibt die Vorfreude, man wartet auf ein schönes Ereignis. Aber oft bin ich auch genervt, z.B. wenn der Zug mal wieder Verspätung hat und ich warten muss. Dann langweile ich mich. Generell sind Langeweile und Warten für mich stark miteinander verknüpft. Und sei es dann nur das Warten darauf, dass überhaupt etwas passiert. Warum können Menschen überhaupt Langeweile empfinden? Das muss ja einen evolutionären Vorteil gebracht haben. Und tatsächlich regt Langweile die Kreativität an. Der beste Beweis ist diese Andacht glaube ich. Und so ist das Warten doch immer irgendwie positiv, selbst wenn wir das nicht unmittelbar so empfinden. Für mich hat sich das Warten heute übrigens nicht gelohnt. Nach 20 Minuten hatte ich keine Lust mehr zu warten. Stattdessen habe ich diese Andacht geschrieben.

19.11.2020 Gemeindeabend mit Frank Richter – “Gehört Sachsen noch zu Deutschland?”

Herzliche Einladung zum Gemeindeabend am 19.11.2020. Wir haben Frank Richter (MdL), Theologe und Bürgerrechtler aus Meißen eingeladen. Er hat 2019 das Buch „Gehört Sachsen noch zu Deutschland? Meine Erfahrungen in einer fragilen Demokratie“ veröffentlicht. Wir wollen mit ihm über seine jetzigen Erfahrungen sprechen.

Hier findest Du den Zoom-Link.

Meeting-ID: 485 859 2581
Kenncode: 9mD5uq