Die Andacht zum heutigen Gemeindeabend kommt von Anna Lena Jonas:
Ihr kennt sie sicher alle – diese Tage, an denen man total durchhängt und schon morgens weiß: Heute mache ich nichts. Doch wie Mark-Uwe Kling in dem Kapitel so schön darstellt – es gibt eben Unterschiede, ob ich mir vornehme, nichts zu tun und das durchziehe, ob ich nichts tun will und dann doch etwas mache oder ob ich etwas machen will/muss/sollte und am Ende doch nichts mache. Ich glaube für mich ist die letzte Variante die schlimmste. Du weißt, es ist noch das und das zu tun, aber du sitzt da und machst nichts. Oder du guckst Serien oder YouTube-Videos, oder liest ein ganzes Buch an einem Tag. Und immer sitzt dir der Gedanke im Nacken, dass du etwas tun solltest. Zum Beispiel endlich anfangen, dir die online-Vorlesung von letzter Woche anzuhören, schließlich wurde gestern schon die nächste hochgeladen.
Gerade jetzt, am Anfang des Semesters, nach wochenlangem tun, worauf ich Lust habe, fällt es mit unglaublich schwer, in einen geregelten Alltag hineinzukommen. Mich hinzusetzen und konzentriert Seminaraufgaben durchzuarbeiten oder mir eine Vorlesung online anzuhören. Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo morgens mein Wecker geklingelt hat und ich allerspätestens 5 Minuten später aufgestanden bin. Inzwischen habe ich den Komfort der Snooze-Funktion erkannt und liege gern noch etwas länger im Bett. Das in den Tag hineinleben und mal sehen, was kommt und worauf ich Lust habe, ist noch total drin. Aber ich merke, dass es mich ein wenig nervt. Klar ist es toll, sein Ding zu machen und nicht in so starren Strukturen drinzustecken, aber andererseits habe ich mich dieses Semester in 6 Veranstaltungen eingeschrieben, weil ich irgendwie weiterkommen will, weil das Nichtstun und einfach vor mich hinleben auf Dauer auch nichts für mich ist. Wie ist es also möglich, beides zu verbinden? Vor allem, wo alle Veranstaltungen online von zuhause aus stattfinden und nur 2 jede Woche/14-tägig termingebundene Zoom-Treffen sind. Was hilft dabei, keinem zu strengen Alltagstrott zu verfallen, aber trotzdem etwas zu schaffen?
Meine (hoffentlich-) Lösung sind Routinen. Zum Beispiel morgens spätestens um 9 aufzustehen oder meine Tasse Kakao oder Kaffee jeden Morgen. Und abends ein 15-Minuten full-body-streching-Video auf YouTube. Okay, es klappt noch nicht alles jeden oder manchmal noch nicht mal jeden zweiten Tag, aber ich fange schließlich erst an. Für den oder die sowas nichts ist, lässt sich jedoch sicher etwas anderes passendes finden.
Auch in der Bibel finden wir Routinen. Nach dem letzten Abendmahl geht Jesus beispielsweise auf den Ölberg um gewohnheitsgemäß zu beten. Lk. 22: 39 “Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. 40 Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!”
Oder gestern im Bibelkreis haben wir angefangen die Apostelgeschichte zu lesen. Im Kapitel 2, Vers 42 heißt es über die erste Gemeinde: “Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.”
Beten, lernen, Gemeinschaft – all das sind Dinge, die beispielsweise auch die Brüder in Taizé leben und die wir erleben können, wenn wir dort sind, aber auch im Gottesdienst oder für uns ganz persönlich zuhause. Denn selbst, wenn wir alleine zuhause sitzen und niemand anderes da ist, sind wir zumindest in Gemeinschaft mit Gott.
Und so wünsche ich einem und einer jeden von uns, dass wir eine Form von erfülltem Alltag finden, die uns guttut, ohne zum langweiligen Trott zu werden.